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Osterpredigten von Martin Luther



Predigt am Gründonnerstag. Von des Herrn Abendmahl

( Martin Luther )

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Möchte aber Jemand sagen: Soll man denn nichts anderes predigen und verkündigen, denn das Christus für und gestorben ist? Ist's nicht genug, dass man solches einmal predige? Habe ich's doch oft gehört, und kenne es nun wohl. Antwort: Die Juden haben nicht einmal allein gedenken müssen der Erlösung aus Ägyptenland, sondern dasselbe Gedächtnis immerdar wiederholen. Warum wollen denn die Christen uns verdrießen lassen, das Gedächtnis unserer Erlösung, damit uns Christus von Sünden, Tod, Teufel und Hölle erlöst hat, immerdar zu wiederholen? Bist du ein solcher Mensch, der da spricht: Ich hab's schon oft gehört, warum sollte ich's wieder hören? So ist dein Herz überdrüssig, satt und ekel, und diese Speise schmeckt dir nicht; gleichwie den Juden in der Wüste geschah, da sie des Himmelsbrots überdrüssig waren. Bist du aber ein Christ, so wirst du nicht überdrüssig werden, sondern Lust haben, solches oft zu hören, und immerdar davon zu reden.
Ich will von mir selbst sagen. Ich bin ein Doktor der heiligen Schrift, dennoch, je mehr ich den Kinderglauben, Vater Unser, Taufe und Sakrament ansehe, je teurer wird mir's. Ich könnte auch wohl mit den überdrüssigen, sattsamen Geister sagen: Ich kann den Glauben, Vater Unser, die Worte der Taufe und des Sakraments, Psalter etc. Aber ich erfahre es täglich, und muss erkennen, dass, wenn ich schon heute den Glauben gebetet, das Vater Unser gesprochen, die Worte der Taufe und des Sakraments angesehen habe, und morgen solches von Stück zu Stück nicht wiederhole, so wird mir meine Seele kalt und faul; spreche ich's den dritten Tag auch nicht, so werde ich noch kälter und fauler, bis ich gar ins Verachten komme.
Vor sieben Jahren meinte ich, ich wollte nicht eher zum Sakrament gehen, ich wäre denn gar geschickt; und solches hatte ich noch aus dem Papsttum. Da ich aber das merkte, dass mich der Teufel wollte aufhalten, und endlich gar vom Sakrament bringen, sprach ich: Teufel, ich sei geschickt oder ungeschickt, so bin ich des Sakraments notdürftig, und kann des Trostes nicht entbehren; darum will ich hingehen und nicht länger verzichten, und ging also hinzu, zuweilen auch ungebeichtet. Nicht dass ich darum die Beichte gar weggeworfen, die Absolution verachtet oder unterlassen hätte; sondern dass ich zuweilen ungebeichtet hinzu ging, nur dem Teufel zu Trotz, der mich aufhalten wollte, ich sollte nicht eher zum Sakrament gehen, ich wäre denn ganz und gar geschickt.
Darum ist's nicht wahr, wenn du sprichst: du könntest's nun wohl, und brauchtest es nicht mehr zu hören, noch zu wiederholen. Lasse ich das Gebet einen Tag anstehen, so verliere ich ein großes Stück vom Feuer und Glauben. Denn, wie der Prophet Jesaias 55, 10 zeugt: Das Wort geht ohne Frucht nicht ab, gleichwie der Regen das Erdreich feuchtet und fruchtbar macht, also feuchtet Gottes Wort, tröstet und bessert des Menschen Seele. Wo du nun Gottes Wort und das Gebet fahren lässt, so verlierst du eine Kraft und Wärme von deiner Seele. Deshalb soll man Gottes Wort nicht dafür halten, dass man gedenken wolle, wenn man's einmal gehört habe, so sei es genug. Es geschieht ohne das wohl, dass einer in ein anderes Geschäft gerät, darüber er des Wortes vergisst. Darum soll man täglich wieder zum Wort laufen. Tust du solches nicht, so siehe zu, dass du nicht zu kalt und zu faul werdest, bis du endlich auch dich selbst nicht mehr fühlst, und in etlichen Jahren nicht zum Sakrament kommst.
So haben wir nun gehört, dass uns zweierlei Ursache zum Sakrament reizen und treiben soll. Zum ersten, unser eigner Nutzen und Not; denn Christus hat das Sakrament uns zu gut, und uns zu Trost und Freude geordnet und eingesetzt. Zum andern soll und dazu Gottes ehre und Dienst reizen. Wenn wir schon um unsertwillen das Vater Unser, Glauben etc. nicht beten wollen, und um unsrer Seligkeit willen beten, und das Sakrament brauchen, auf das er seine Ehre und Dienst von uns habe.





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