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Osterpredigten
von Martin Luther
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Predigt am Gründonnerstag. Von des Herrn
Abendmahl
( Martin Luther )
- Seite 5 ( von 9 ) -
Weil nun unser lieber Herr Christus solch liebliches, nötiges Werk nimmt,
und solche süße, tröstliche Mahlzeit bereitet, ist's Wunder,
dass die Leute so hart und schwer dazu sind, und sich vor dem Sakrament
scheuen. Wenn man vom Sakrament predigt, so ist's ihnen eine Last; vermahnt man
sie dazu, so halten sie es für eine größere Last. Denn sie
haben Sorge, sie müssen fromm werden und die Sünden lassen. Im
Papsttum ist's kein Wunder gewesen, dass man sich davor gescheut und entsetzt
hat, sintemal man die Leute so beschwert hat. Denn da hat man dies liebliche,
tröstliche Sakrament mit Gallen, Essig und Wermut verdorben, und uns die
Freude genommen, die wir vom Sakrament haben sollten. Denn also hat man uns
gelehrt, wir müssen so gar rein sein, dass auch nicht ein Stäublein
täglicher Sünde in uns übrig bliebe, und gar so heilig, dass
unser Herr Gott und vor großer Heiligkeit kaum ansehen könnte.
Solches konnte ich an mir nicht ersehen, darum erschrak ich vor dem Sakrament.
Und solcher Schrecken, so ich im Papsttum gelernt habe, und des ich gewohnt
bin, hängt mir noch heutigen Tages an, so ich doch mit Fröhlichkeit
dazu kommen sollte.
Wahr ist's, wir sollen fromm sein und die Sünde lassen. Denn so du die
Sünde mehr liebst, denn Gottes Gnade, so sollst du dich mehr davon halten,
denn dazu. Aber doch soll man die Leute vom Sakrament nicht abschrecken; denn
es ist eine liebliche, tröstliche Speise. Christus hat nicht ein solches
Abendmahl eingesetzt, da er uns Gift und Tod gebe. Denn weil wir vorhin in
Sünden ersoffen und tot sind, ist's nicht vonnöten, dass Gift zu Gift
gegeben werde. Merke auf seine Worte, so wirst du hören, dass er spricht:
er habe seinen Leib für dich gegeben, und sein Blut für dich
vergossen. Er spricht nicht, dass er seinen Leib wider dich gegeben, und sein
Blut wider dich vergossen habe; sondern für dich, dir zu gut, zu Trost und
Stärke, deiner armen Seele zur Erlösung, auf dass du den Sünden
je länger je mehr feind, und je stärker und stärker Christ
werdest; darum gibt dir Christus das Sakrament seines Leibes und Blutes nicht,
dass es dein Gift und Tod sein solle.
Gleichwie er dich tauft und ins Wasser steckt, nicht dass du ersaufest und im
Wasser verdirbst, sondern dass du durch dasselbige selige Bad von Sünden
erlöst und wiedergeboren werdest, auf dass du seiest ein neuer Mensch in
gnaden geboren: also gibt er dir in diesem Sakrament seinen Leib und Blut zu
essen und zu trinken, nicht dass er dich erwürge und umbringe, sondern
dass er dich erquicke und lebendig mache.
Darum soll man mit allem Fleiß lernen, was dieses Sakraments nutzen und
Ende sei, und warum es Christus eingesetzt habe, nämlich für mich und
dich und für uns alle. Wenn ich meine Sünden fühle, ich bin ein
böser Bube gewesen, und ungehorsames Kind, der Teufel hat mich gefangen,
ich habe nicht getan, was ich tun soll, da soll ich zu diesem Tisch kommen, das
Sakrament empfangen, auf dass ich von meinen Sünden los und erquickt
werde.
Mit solchen Leuten, die ihre Sünde fühlen und derselben gerne los
wären, soll man reden, dass sie das Sakrament empfangen, und dasselbige
nicht ansehen als ein schreckliches Gericht, davor man sich scheuen solle,
sondern als eine liebliche, köstliche Speise für die armen,
betrübten Seelen. Es kann wohl kommen aus alter Gewohnheit her des
Papsttums, dass wir uns vor diesem Sakrament scheuen. Aber man soll die
Christen unterrichten, dass sie mit Freuden, sicher und getrost hinzugehen und
sagen: Ich bin ein armer Sünder, ich bedarf Hilfe und Trost, ich will
hingehen zu des Herrn Abendmahl, und mich mit meines lieben Herrn Jesu Christi
Leib und Blut speisen. Denn er hat dies Sakrament darum eingesetzt, dass alle
hungrigen und durstigen Seelen gespeist und erquickt würden. Er wird nicht
schelten, viel weniger erwürgen, wenn ich nur in dem Namen komme, dass ich
gesegnet sein, Hilfe und Trost haben will.
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