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Ostergeschichten
und -märchen
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Die Ostereier
( Christoph von Schmidt )
4. Das Fest der gefärbten Eier, ein Kinderfest
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Die Väter und Mütter aus dem Tale, und die größeren
Kinder, die so weit gehen konnten zogen auch mit dahin. Gegen Mittag kam die
Frau mit Hilfe des Maultiers, das Kuno führte, wieder zurück, die
übrigen Leute aber kamen mit ihren Kindern erst lange nach Mittag, oder
gar erst gegen Abend nach Hause.
Sobald die Frau angelangt war, eilten die eingeladenen Kinder, die man daheim
gelassen hatte, und die sehnlich auf die Rückkehr der Frau warteten, voll
Freude und in ihren schönsten Kleidern aus dem Tale herauf, und
versammelten sich vor der Haustür der Frau. die Frau kam mit Edmund und
Blanda heraus, grüßte die versammelten Kinder freundlich, und ging
mit ihnen in den Garten am Hause, den Kuno im vorigen Jahre mit vieler
Mühe sehr verschönert und bis an die nächste Felsenwand
erweitert hatte. Die Frau setzte sich auf die kleine Bank unter einem Baume,
rief die Kinder näher zu sich her, und alle drängten sich zu ihr, und
blickten freudig und freundlich lächelnd zu ihr auf. Nun, meine lieben
Kinder! sprach sie, wisst ihr auch warum der heutige Tag ein so großes
Freudenfest für uns ist? O ja, riefen die Kinder, weil Jesus Christus vom
Tode auferstanden ist. Könnet ihr aber auch erzählen, fragte sie, wie
das zugegangen ist. Ihr wisst, er ist aus Liebe zu uns gestorben, und wurde
begraben. Was geschah nun weiter? Martha's Schwesterchen blickte in dem Garten
umher, und dann auf die Felswand hin, und sagte: Sein Grab war auch in einem
Garten und es war in einen Felsen eingehauen. Das Grab wurde mit einem
großen, hohen Steine, wie mit einer Türe verschlossen. Jesus hatte
voraus gesagt, in drei Tage werde er wieder vom Tode auferstehen. Die Leute
hatten es aber nicht geglaubt; allein er hat doch Wort gehalten. Nun, was
geschah? Die heiligen Engel erschienen, wie einst bei seiner Krippe, am Grabe.
Am Morgen des dritten Tages kam ein Engel von dem Himmel herab, und wälzte
den Stein weg von dem Grabe. Sein Kleid war weiß, wie Schnee, und ein
Glanz umgab ihn, viel heller als ein blitz. Noch andere schöne,
glänzende Engel erschienen. Und Jesus Christus ging schöner und
herrlicher, als alle Engel, aus dem Grabe hervor. Wie die frommen Hirten
ehemals zu der Krippe Jesu gekommen sind, so besuchten fromme Frauen sein Grab;
und wie ein Engel den Hirten die große Freude verkündet hatte,
Christus sei geboren, so verkündeten die Engel am Grabe den trauernden
Frauen die ebenso große Freude, er sei auferstanden. Was sucht ihr den
Lebenden unter den Toten, sagte der Engel; er ist nicht mehr hier; er ist
auferstanden, wie er es zuvor gesagt hat.
Nun wohl, sprach die Frau, du hast das, was ich dir und meiner Blanda und
meinem Edmund hier erzählt habe, gut gemerkt. Nun will ich weiter
erzählen. Nachdem die Engel verschwunden waren, offenbarte Jesus Christus
selbst sich zuerst einer der frommen Frauen, die allein zu dem Grabe in den
Garten gekommen war. Anfangs erschien er ihr, um sie nicht zu erschrecken, als
ein Gärtner, gab sich ihr aber dann sogleich zu erkennen, nannte mit
seiner ihr bekannten, liebreichen Stimme sie freundlich mit ihrem Namen: Maria!
und sie rief voll Erstaunen und Freude: O mein Lehrer! und fiel anbetend auf
ihre Knie, und fühlte sich so selig, als wäre sie im Paradiese.
Die übrigen Frauen kehrten hocherfreut über die Freudenbotschaft, er
sei auferstanden, von dem leeren Grabe zurück. Wie sie nun an dem
lieblichen Frühlingsmorgen der Stadt zu gingen, da kam Jesus ihnen
entgegen, und sagte freundlich zu ihnen: Seid gegrüßt! Sie erkannten
ihn, und fielen vor ihm auf die Knie, und umfassten voll Freude und Anbetung
seine Füße.
Zwei seiner Jünger wollten nach einem Flecken gehen der Emmaus hieß.
Sie waren recht traurig, und redeten von nichts, als von seinem Tode. Da
gesellte er sich unter der Gestalt eines fremden Wanderers, zu ihnen und legte
ihnen die heilige Schrift aus, in der es vorher gesagt worden, dass Christus
leiden und sterben, und wieder vom Tode auferstehen musste.
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